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Sportvereine sind der Schlüssel zum Erfolg INKLUSION IM SPORT BEGINNT MIT DIR

Inklusion im Sport beginnt mit dir

Sportvereine sind der Schlüssel zum Erfolg

Es war ein großer Moment. Die Arena tobte, Kameras blitzten, Freudentränen liefen. Als Sandra Mikolaschek bei den Paralympics 2024 in Paris ihre Goldmedaille im Tischtennis gewann, jubelte ein ganzes Land. Nur Tage zuvor hatte Niko Kappel im Kugelstoßen die Silbermedaille geholt und ebenfalls bewiesen, dass Behinderung kein Hindernis für sportliche Höchstleistung ist.

Wenn der 1,40 Meter große Athlet in den Ring steigt, geht es ihm nie nur um Siege und Medaillen. Mit jedem Stoß kämpft Niko Kappel auch gegen Vorurteile – und gegen ein System, das Menschen auf der großen Bühne beklatscht, im Alltag aber viel zu oft ausbremst.

Denn während bei den Paralympics das Interesse an Sportler*innen mit Behinderung groß ist, sieht es im Alltag ganz anders aus: 55 Prozent der Menschen mit Beeinträchtigung in Deutschland treiben gar keinen Sport*, Tendenz steigend. Das sind fast doppelt so viele wie unter Menschen ohne Beeinträchtigung, bei denen dies für lediglich 28 Prozent zutrifft. Der Grund dafür ist nicht mangelndes Interesse, sondern eine Vielzahl physischer und psychischer Hürden, die den Zugang zu Sportangeboten erschweren oder verhindern. 

Fokussiert im Ring: Niko Kappel bei den Paralympics in Paris.
Tischtennis auf Topniveau: Sandra Mikolaschek beim Training.

Das verdeutlicht auch eine aktuelle Studie der Aktion Mensch und von der Katholischen Hochschule NRW: Demnach sehen nur 29 Prozent der befragten Parasportler*innen und 43 Prozent der befragten Menschen mit Beeinträchtigungen gleichberechtigte Teilhabechancen am Breitensport. Im Vergleich zu Bereichen wie Kultur oder Arbeit wird Sport von Menschen mit Behinderung als der am schlechtesten zugängliche Lebensbereich bewertet.

Zudem wird ersichtlich, dass Menschen ohne Beeinträchtigung die Teilhabechancen von Menschen mit Beeinträchtigung deutlich besser einschätzen, als diese es selbst tun. Daraus lässt sich schließen, dass es an Bewusstsein für die tatsächlichen Barrieren im Breitensport mangelt – was wiederum dazu führt, dass viele keinen akuten Handlungsbedarf sehen. Die Problematik wird unterschätzt, weil sie im eigenen Alltag kaum sichtbar ist oder als bereits gelöst wahrgenommen wird.

In der repräsentativen Umfrage vor, während und nach den Spielen wurden 143 Athlet*innen sowie 700 Menschen aus der Bevölkerung ab 16 Jahren und 300 Menschen mit Beeinträchtigung ab 16 Jahren befragt.

Studie "Paralympics und Inklusion"

Persönliche Möglichkeiten, sich an Kultur, Sozialem, Politik und Sport zu beteiligen

Menschen mit Beeinträchtigung haben gleichberechtigte Chancen, …

... an politischen Entscheidungen mitzuwirken.
65
54
51
... soziale Angeboten im Umfeld zu nutzen.
61
44
31
... an kulturellen Angeboten teilzunehmen.
64
47
27
... am Breitensport teilzunehmen.
56
43
29

Darstellung in Prozent | Darstellung der Antwortmöglichkeiten „Stimme voll zu“ und „Stimme eher zu“ | Erste Befragungswelle | Basis: n=700 für Bevölkerung; n=305 für Menschen mit Beeinträchtigung; n=45 für Athlet*innen | Mit den beschriebenen Zielgruppen wurden innerhalb von drei Zeiträumen Online-Befragungen durchgeführt – vor, während und nach den Paralympischen Spielen. So war es möglich, etwaige Veränderungen im Antwortverhalten zu erfassen. 

Warum Vereine oft nicht inklusiv sind

Ein Großteil der Hürden ist nicht sichtbar, aber trotzdem wirksam. Das zeigt sich auch in der Forschung. Prof. Dr. Thomas Abel, Sportsoziologe an der Deutschen Sporthochschule Köln, zieht ein ernüchterndes Fazit: Trotz wachsender Aufmerksamkeit nehmen nur wenige Menschen mit Behinderung am Breitensport teil.

Die Gründe dafür sind vielfältig. „Die größte Bremse sind Hemmungen und Berührungsängste auf beiden Seiten“, so Abel. Auch strukturelle Barrieren  wie fehlende Mobilität, mangelhafte Infrastruktur oder unklare Zuständigkeiten in Vereinen erschweren die Teilhabe.

Thomas Abel fordert daher, Inklusion von Anfang an mitzudenken, etwa beim Bau neuer Sportstätten: „Wenn wir inklusive Sportangebote erst als Sonderlösung begreifen, werden sie nie selbstverständlich.“

„Die größte Bremse sind Hemmungen und Berührungsängste auf beiden Seiten.“

Prof. Dr. Thomas Abel, Sportsoziologe an der Deutschen Sporthochschule Köln

Hinzu kommt: Viele inklusive Sportprojekte sind nicht langfristig gesichert. Fällt die engagierte Trainerin oder der motivierte Projektleiter weg, bricht das Angebot zusammen. Es mangelt an klaren Zuständigkeiten, verlässlicher Förderung und struktureller Verankerung.

Zudem wissen viele Menschen mit Beeinträchtigung nicht, wo sie Sport treiben könnten und viele Vereine erreichen ihre Zielgruppe nicht. Eine barrierefreie Halle allein nützt wenig, wenn niemand weiß, dass man dort willkommen ist.

Auch große Sportevents wie die Paralympics ändern daran wenig. Zwar sorgen sie für mediale Aufmerksamkeit, doch ihre Wirkung auf den Alltag im Breitensport bleibt gering. So groß der Applaus bei den Paralympics auch ist, so leise bleibt er oft in den Sporthallen vor Ort. Die Herausforderung beginnt nicht im Stadion, sondern auf dem Ascheplatz um die Ecke.

Die Aktion Mensch engagiert sich für mehr Inklusion im Breitensport

Um diesen Herausforderungen etwas entgegenzusetzen, hat die Aktion Mensch die Kampagne „Inklusion im Sport beginnt mit dir“ gestartet. Sie will dafür sensibilisieren, dass jede und jeder dazu beitragen kann, Sport für alle zugänglich zu machen, unabhängig von körperlichen oder geistigen Voraussetzungen. Dafür setzten sich auch Niko Kappel und Sandra Mikolaschek ein, die die Kampagne der Aktion Mensch unterstützten.

Als größte private Förderorganisation in Deutschland unterstützt die Aktion Mensch seit vielen Jahren inklusive Sportprojekte. Allein im Jahr 2024 stellte sie dafür 6,2 Millionen Euro zur Verfügung. Die Botschaft der Kampagne ist klar: Sport verbindet. Gemeinsames Training baut Berührungsängste ab, schafft Begegnungen und fördert Zusammenhalt.

Doch dafür braucht es Räume, in denen sich Menschen mit und ohne Behinderung selbstverständlich begegnen können. Auf dem Fußballplatz, im Schwimmbad oder in der Turnhalle um die Ecke. Genau hier setzt die Förderung der Aktion Mensch an.

Hier wird Inklusion im Breitensport gelebt

Trotz aller Herausforderungen gibt es Initiativen, die zeigen, wie Inklusion im Sport gelingen kann. Sie beweisen, dass es oft keine großen Bühnen braucht, sondern offene Türen, kreative Ideen und Menschen, die Teilhabe möglich machen.

Gemeinsam am Ball: Beim Blindenfußball des 1. FC Köln trainieren Menschen mit und ohne Sehbeeinträchtigung.

Blindenfußball beim 1. FC Köln
  • Spieler*innen: Rund 15 Aktive ( Kinder, Jugendliche und Erwachsene)
  • Alter: Ab etwa 10 Jahren bunt gemischt
  • Training: Jeden Dienstagabend in der Soccerbox des Uni Sport Köln
  • Besonderheit: Soundball, Zurufe & Teamgeist – hier geht’s nach Gehör

Beim 1. FC Köln trainiert eine inklusive Blindenfußballmannschaft. Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit und ohne Sehbeeinträchtigung jagen gemeinsam dem Ball nach. Der enthält Rasseln und klackert hörbar über das Spielfeld. So können sich die Spieler*innen präzise im Raum orientieren.

Auch das Spiel selbst folgt eigenen Regeln: Die Teams bestehen jeweils aus vier blinden Feldspieler*innen und einem sehenden Torwart/ Torwartin. Damit die Kommunikation funktioniert, geben sogenannte „Guides“ hinter dem Tor akustische Hinweise. Außerdem rufen die Spieler*innen beim Angriff „Voy“ – Spanisch für „Ich komme“, um Kollisionen zu vermeiden. Der Platz ist durch Banden begrenzt, das Tor ist kleiner als im klassischen Fußball.

Für Pierre Weede aus Nümbrecht (Nordrhein-Westfalen) ist dieses Training am Dienstagabend stets der Höhepunkt der Woche. Der Zehnjährige hat Retinitis pigmentosa, eine fortschreitende Augenkrankheit. Seine Sehkraft liegt aktuell zwischen 10 und 20 Prozent. Er hat einen Tunnelblick von etwa 15 bis 20 Grad. „Das ist so, als würde man durch eine Klopapierrolle schauen“, erklärt Pierres Mutter Sonja Weede. Doch das hält den jungen Fußballer nicht davon ab, so oft es geht, mit Freunden zu kicken.

Pierre trainiert auch weiterhin bei seinem Heimatverein TuS Elsenroth, denn einen inklusiven Fußballverein gibt es in seiner Heimatstadt nicht. Dafür fahren ihn seine Eltern einmal in der Woche nach Köln. Beim FC Köln findet er ein Trainingsumfeld, das besser auf seine Bedürfnisse eingehen kann.

Pierre trainiert beim 1. FC Köln.
Beim Blindenfußball spielen Pierre und die anderen nach Gehör.

Außerdem ist der Austausch mit seiner Mannschaft sehr wertvoll für ihn: „Ich mag mein Team sehr gerne und es macht sehr viel Spaß mit ihnen zu trainieren, weil wir uns gegenseitig viele Tipps geben und uns einfach sehr gut verstehen“, erzählt Pierre. „Man kann sagen, wir verstehen uns blind.“
Besonders wichtig sind ihm die klaren Regeln und Kommandos: „Es ist sehr wichtig, dass wir die Kommandos rufen. Zum Beispiel ‘Hier’, wenn wir wissen, dass ein anderer Mitspieler den Ball hat oder ‘Ich hab’, wenn jemand selbst den Ball hat.“

Sein erstes Spiel gegen Ajax Amsterdam bleibt für Pierre unvergesslich: „Es hat sehr viel Spaß gemacht, alles auszuführen, was wir im Training geübt haben.“ Auch seine Eltern sind beeindruckt vom inklusiven Angebot des FC: „Irgendwann wird Pierre sein Augenlicht vermutlich ganz verlieren, und es ist schön zu wissen, dass er jetzt eine Sportart gefunden hat, die er vielleicht sein ganzes Leben spielen kann“, sagen Sonja und Bastien Weede.

Die Aktion Mensch unterstützt das Projekt „Inklusive Sportangebote beim 1. FC Köln“ mit 250.000 Euro.

Auf einer Wellenlänge: Das Schwimmprojekt in Wuppertal bringt Kinder mit und ohne Behinderung zusammen ins Wasser.

Schwimmprojekt Wellenlänge
  • Teilnehmer*innen: Rund 25 Kinder mit und ohne Behinderung
  • Alter: Zwischen 5 und 12 Jahren
  • Training: Wöchentlich im Schwimmsportleistungszentrum Wuppertal
  • Besonderheit: Gemeinsames Lernen statt Getrenntsein – das Projekt setzt auf frühe Begegnung, qualifizierte Trainer*innen und inklusive Gruppenerlebnisse im Wasser

Auch das Projekt „Auf einer Wellenlänge“ zeigt, wie inklusiver Sport schon im Kindesalter gelingen kann. Initiiert vom Behinderten- und Rehabilitationssportverband NRW (BRSNW) und dem Schwimmverband NRW, unterstützt es Vereine dabei, inklusive Schwimmgruppen aufzubauen. Es gibt konkrete Beratung, Fortbildungen für Trainer*innen und praktische Hilfe im Vereinsalltag.

Im Mittelpunkt steht die Anfängerschwimmausbildung. Kinder mit und ohne Behinderung sollen gemeinsam schwimmen lernen. Dabei ist der Name Programm: Es geht um Begegnung auf Augenhöhe, nicht um Anpassung. Aber auch weiterführende Angebote im Breiten- und Leistungssport sollen für alle zugänglich werden.

Dass das funktioniert, zeigt der elfjährige Alois, einer der Teilnehmer: „Ich liebe es, zu schwimmen. Meine Behinderung macht manche Sachen schwer. Auch im Schwimmen, da kann ich halt vielleicht keine Beine wirklich schwimmen, aber dafür benutze ich die ganze Kraft in den Armen!“

Dank der Unterstützung durch die Aktion Mensch konnte das vereinseigene Bad barrierefrei gestaltet werden, einschließlich einer Umkleide mit WC und Dusche sowie einer Seiteneinstiegstreppe, die den Zugang zum Wasser erleichtert.

Inklusion beginnt da, wo Menschen mitgedacht werden

Ob beim Blindenfußball oder im Schwimmkurs: Dort, wo echte Begegnung möglich ist, wird aus Inklusion kein Konzept, sondern ein ganz normaler Teil des Miteinanders. Doch damit das kein Einzelfall bleibt, braucht es mehr als gute Projekte. Es braucht Strukturen, die bleiben. Vereine, die offen sind. Förderungen, die funktionieren. Und eine Gesellschaft, die Teilhabe nicht als Extra, sondern als Selbstverständlichkeit begreift.

Denn Inklusion ist kein Sonderweg. Sie ist ein Menschenrecht. Und sie beginnt nicht irgendwo, sondern genau hier. Mit dir.

Präsentiert von

Bilder: Florian Büttner, Constantin Katzera, Privat, Imago, Opposition Studios, Team Deutschland Paralympics / picture alliance, Thilo Schmülgen.
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